Gesundheits News

Steigende Zusatzbeiträge der Krankenkassen

24.11.2015 um 09:14

Die gesetzliche Krankenversicherung wird nächstes Jahr auf breiter Front teurer.

Noch drei, vier Wochen. Dann wird Millionen gesetzlich Versicherten kurz vor Weihnachten unangenehme Post ins Haus flattern. Die gesetzliche Krankenversicherung wird nächstes Jahr auf breiter Front teurer. Kassenpatienten müssen sich darauf einstellen, dass die Prämien im Schnitt voraussichtlich um 0,2 Punkte auf 15,7 Prozent des Bruttolohns steigen.

Deutschlands größte Krankenversicherung, die Techniker Krankenkasse, ist am Samstag bereits vorgeprescht. "Auch wir werden unseren Zusatzbeitrag anheben müssen, weil wir seriös finanziert bleiben und nicht unsere Rücklagen antasten wollen", sagte TK-Chef Jens Baas der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Ursache seien die anhaltend steigenden Gesundheitskosten.

Und das ist erst der Anfang der Teuerungswelle, die in den nächsten Jahren auf die Versicherten zurollt. Weil allein dieses Jahr ein Defizit von rund elf Milliarden Euro drückt, darf seit Jahresbeginn jede Krankenkasse ihren eigenen Zusatzbeitrag verlangen. Wie stark sie ihre Mitglieder für 2016 zur Kasse bitten, tüftelt jede derzeit noch für sich aus – immer abhängig von ihrer Finanzlage. Nicht alle 123 Anbieter stehen gleich gut da. Die einen werden die Beiträge kaum anheben müssen, andere dafür umso stärker. Vergleichen ist wieder das Gebot der Stunde. Der Check: Wo kriegt man die beste Leistung fürs kleinste Geld?

Wie groß sind die Beitragsunterschiede zwischen den gesetzlichen Kassen?

Seit Jahresbeginn geht die Beitragsschere zwischen den Krankenkassen wieder spürbar auseinander, sagt Holger Rohde, wissenschaftlicher Leiter der Abteilung Versicherungen und Recht bei Stiftung Warentest in Berlin. Ein Anbieterwechsel ist für Arbeitnehmer und Rentner jetzt wieder sehr interessant geworden. Wer – wie bei der Autopolice – den Markt sondiert und die leistungsstärkste, günstigste Kasse herauspickt und umsteigt, sobald er im Dezember eine Erhöhung im Briefkasten findet, kann richtig viel Geld sparen.

Derzeit zahlen mehr als 60 Prozent aller Versicherten ein Extra von 0,9 Prozent des Bruttolohns. Auf Dauer wird es für die meisten teurer. Bis 2019 sei mit einer Erhöhung auf 1,4 bis 1,9 Prozent zu rechnen, befürchtet Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands in Berlin. Was die Preisspirale so brisant macht: Während die Beitragslast der Arbeitgeber dauerhaft bei 7,3 Prozent eingefroren ist, müssen Arbeitnehmer und Altersrentner 7,3 plus x Prozent ihres Einkommens allein schultern. Der Zusatzbeitrag wird automatisch vom Lohn abgezogen.

Seit 2012 hat keine Kasse mehr einen Aufschlag zum Beitrag verlangt – bis jetzt. Ausgerechnet die Senkung des allgemeinen Beitrags von 15,5 auf 14,6 Prozent zu Jahresbeginn hat die neue Preisspirale in Gang gesetzt. Viele Kassen müssen jetzt Zusatzbeiträge erheben, um die immense Finanzierungslücke zu stopfen. Die meisten schreiben wieder rote Zahlen. Die Ausgaben der Kassen für Arznei, Ärztehonorare und Krankenhäuser steigen stärker als ihre Einnahmen.

Wie viel kann ich sparen?

Momentan locken die billigsten regionalen Kassen noch mit 14,6 bis 14,9 Prozent Beitrag. Die bundesweit offene Konkurrenz verlangt mit 15 bis 15,9 Prozent schon spürbar mehr. Vergleichen lohnt. Wechselt ein Arbeitnehmer mit 4125 Euro Monatsverdienst von einer Kasse mit 15,5 Prozent Beitrag zu einer mit nur 14,6, kann er bis zu 445 Euro im Jahr einsparen, wie Stiftung Warentest vorrechnet. Bei 2000 Euro Bruttogehalt sind immer noch 200 Euro Ersparnis drin. Wichtig: Bei den günstigsten Kassen handelt es sich um rein regionale Anbieter, darunter die AOK Sachsen-Anhalt, die AOK plus in Sachsen und Thüringen sowie die BKK MEM in Thüringen, die KK Euregio in Hamburg und Nordrhein-Westfalen oder die Metzinger BKK in Baden-Württemberg. Nur wer im jeweiligen Einzugsgebiet lebt, bekommt Zugang.

Spitzenreiter unter den für alle Bürger offenen Kassen ist momentan die hkk mit ihrem Beitragssatz von 15 Prozent. Bei 3000 Euro brutto im Monat ist beim Umstieg aus einer 0,5 Prozentpunkte teureren Kasse eine Ersparnis von 180 Euro jährlich drin. Andere Kassen wie der Branchenriese Techniker Krankenkasse (TK) etwa verlangen derzeit noch 0,8 Prozentpunkte extra, die DAK 0,9. Der Aufschlag von 0,2 Prozentpunkten koste bei einem Bruttoeinkommen von 3000 Euro im Monat sechs Euro, rechnet Stephan Nuding vor, Experte der Verbraucherzentrale Bayern.

Welche Extras bieten die gesetzlichen Kassen?

Jede Krankenkasse darf laut Sozialgesetzbuch festlegen, was sie ihren Mitgliedern anbietet. Zwar sind etwa 95 Prozent des Leistungskatalogs überall identisch. Deutliche Unterschiede gibt es aber bei den restlichen fünf Prozent, also den freiwilligen Extras. "Deshalb ist der Beitrag nicht das einzige Argument für den Wechsel", betont Rohde. Viele Versicherer bieten spürbar mehr fürs Geld als andere. Angefangen mit Geschäftsstellen, Geld für Brille, Osteopathie bis hin zur Vereinbarung schneller Facharzttermine für Kranke.

Manche Kassen spendieren mehr Ultraschalluntersuchungen für Schwangere, mehr Früherkennungschecks für Kinder oder die ärztliche Zweitmeinung. Viel Geld wert sind gesponserte Extras wie Kurse zur Ernährungsberatung, Rückenschule, für Yoga oder Ausgaben rund um die Geburt. Gleiches gilt für Zuschüsse zur professionellen Zahnreinigung, die zwischen 15 und 300 Euro liegen, wie ein Check von Stiftung Warentest ergibt. Andere Kassen zahlen die Haushaltshilfe bei Krankheit oder Kosten für alternative Medizin. Für Vielreisende können kostenfreie Schutzimpfungen interessant sein, die normalerweise aus der eigenen Tasche zu zahlen sind. Bei manchen Kassen gibt es 100-Euro-Boni für besonders gesundheitsbewusstes Verhalten. Aber: Es gibt keine Kasse, die alle Extras zusammen abdeckt.

Wie funktioniert der Wechsel?

Wer sich von seiner Kasse verabschieden will, muss mindestens 18 Monate Mitglied gewesen sein. Dann kann er mit einer Kündigungsfrist von zwei Monaten zum Monatsende gehen. Wer also bis Ende November kündigt, kann ab 1. Februar bei der neuen "Wunsch"-Kasse sein – selbst wenn aktuell beim alten Versicherer noch Behandlungen laufen. Nur wer einen speziellen Wahltarif bei seiner bisherigen Kasse hat, ist an andere Wechselfristen gebunden. Außerdem gilt: Wer im Dezember den blauen Brief bekommt, dass es ab 2016 teurer wird, hat ein Sonderkündigungsrecht, ebenfalls von zwei Monaten. Und zwar völlig unabhängig davon, wie lange er schon bei seiner Kasse dabei ist.

Gesetzliche Versicherer sind dazu verpflichtet, jeden Wechselwilligen aufzunehmen. Eine Gesundheitsprüfung existiert nicht. Auch eine Altersbeschränkung für den Wechsel innerhalb des gesetzlichen Krankenkassensystems gibt es nicht. "Keine Kasse darf Interessenten ablehnen, sie abwimmeln oder hinhalten", betont Nuding. Auch Greise und kranke Menschen können jederzeit ihrer bisherigen Kasse den Rücken kehren. Bei Problemen helfen unter anderem die Verbraucherzentralen vor Ort weiter.

Wo kann ich vergleichen?

Versicherte sollten sich schlau machen – über die eigene Kasse wie über die Konkurrenz. Der Markt ist ständig in Bewegung. Etliche Kassen verlangen nicht nur mehr Geld, sondern haben auch so manche Extraleistung zurückgefahren, Geschäftsstellen geschlossen, Zuschüsse gekürzt. Umgekehrt haben andere ihr Angebot ausgebaut. Auf eigene Faust ist ein Leistungsvergleich zwischen den über 120 Kassen aber kaum machbar. Unterstützung bietet etwa der Produktfinder von Stiftung Warentest unter www.test.de/krankenkassen (gegen drei Euro Gebühr). Die Datenbank kann dafür vier Wochen lang genutzt werden. Kostenfreie Online-Rechner wie gesetzlichekrankenkassen.de, verivox.de oder check24.de helfen ebenfalls bei der Marktübersicht.

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